Das Unterhemd-Häschen – was man aus Wäsche alles basteln kann…

Lotte und Otto haben das große Glück, noch Urgroßeltern zu haben. Meine Oma Martha ist 90, Opa Heinz 94 und es ist immer wieder erstaunlich, wie ausgelassen die beiden mit den Kindern sind. Als Otto mit knapp einem Jahr gerade krabbeln konnte, gesellte sich sein Uropa einfach zu ihm und es ging im Wett-Krabbeln um den Couchtisch. Ein Herz und eine Seele und vor allem ein großes Wunder, wie fit sich verschiedene Generationen halten können.

Jedes Mal, wenn die Kinder ihre Urgroßeltern besuchen waren, bringen sie etwas mit. Vom Süßkram über alte Fotos bis hin zu Nippes, den keiner mehr braucht, waren bereits die kuriosesten Dinge dabei. Eines toppte das Ganze aber bisher: eine Doppelripp-Unterhemd von Opa Heinz. Im Kindergarten gab es eine Bastel-Aktionswoche. Jedes Kind sollte ein altes Kleidungsstück mitbringen, aus denen die Gruppen Stofftiere basten wollten. Als Otto dies beim Besuch der Urgroßeltern erzählte, nahm Oma Martha das Kind an die Hand und die beiden machten sich auf den Weg ins Schlafzimmer, um im Fundus ein geeignetes Kleidungsstück herauszusuchen. Als Otto mir am Abend in der Küche seine Bastelvorlage zeigte, fiel mir vor Schreck beinahe ein Teller in die Spüle. Das Kind hatte sich eine altes Unterhemd von Opa Heinz ausgesucht.

„Mama, das ist doch super! Da brauch´ ich gar nicht mehr viel basteln: Hier sind die Ohren, vorne knüddeln wir das alles zusammen, da mach ich die Nase und die Streifen sind das Fell“, erklärte er fröhlich.

Kommen Sie noch mit? Träger=Ohren, Brustteil=Nase, Doppelripp=Streifen. Ach du Schande, dachte ich mir, die kindliche Fantasie kennt keine Grenzen…Aber man soll Kinder ja nicht in ihrer Vorstellungskraft bremsen, von daher lobte ich die doch etwas ungewöhnliche Auswahl und war gespannt auf das Ergebnis.

Früher Doppelripp-Unterhemd, heute Hase

Nach einer Woche präsentierte der Kindergarten allen Eltern und Interessierten die gesammelten Werke auf einer schönen, bunten Tribüne: Da gab es Teddybären aus einem alten Strickpullover, eine Schlange aus einem Hosenbein oder Fische aus verwaschenen T-Shirts. Der Kugelfisch aus einem ausrangierten BH gefiel mir persönlich besonders gut und lies mich aufatmen, dass wir nicht die einzigen Wäsche-Verwerter im Kindergarten waren. Am allerschönsten aber war das Tierchen meines Sohnes: Ein überdimensionierter Hase, mit gezwirbelten Ohren, einer großen Nase mit Barthaaren, und kurzen, angesteckten Stoffbeinen, die im Vergleich zum großen Kopf ein wenig mickrig wirken. Das Ganze gekrönt mit zwei Knopfaugen, die Oma Martha sehr wahrscheinlich beigesteuert hatte. Mein Sohn war stolz wie Oskar und bekam von allen Seiten Lob über den Hasen aus Doppelripp.

Hase „Rippi“, wie wir ihn nannten, wurde im Anschluss übrigens zum Lieblingsstofftier von Lotte. Ich muss ihn zwar regelmäßig ein wenig flicken, aber er zaubert jedes Mal im Nu gute Laune mit seinem ungewöhnlichen Look. Ich warte noch auf den Tag, an dem Lotte mich einmal fragt, was Rippi in seinem früheren Leben einmal war, bevor er Nacht für Nacht in ihrem Bettchen schlief…

Schiesser Mama

Unsere Schiesser-Mama erzählt uns in heiteren Geschichten von ihrem ganz normalen, tagtäglichen Wahnsinn mit ihren beiden Kids Lotte (2 Jahre) und Otto (5 Jahre). Zwischen all dem Familienchaos, Wäschebergen und ihrem Job nimmt sie sich mit ihrem Blog eine Auszeit, um Leidensgenossinnen von den kleinen und großen Herausforderungen zu berichten, gibt Tipps & Tricks weiter und bringt uns mit ihren Anekdoten immer wieder zum Schmunzeln.

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