Meine beste Freundin Steffi hatte mir zum Geburtstag einen Tag im Spa geschenkt. Und wie Steffi nun mal so ist, stand natürlich kein simpler Besuch in „Uschis Kosmetikstudio“ um die Ecke an, sondern ein Tag im Super-Luxus-Wellnesstempel. 18.000 Quadratmeter traumhafte Sauna-Landschaft standen uns bevor, dazwischen wunderschöne Liegewiesen und Ruheräume. Das Ganze untermalt von ständig lächelnden Mitarbeitern, seichter Musik, lieblichen Düften und göttlichem Essen. Ein Relax-Paradies sozusagen!
Einziger Haken: Wir mussten circa 2 Stunden mit dem Auto fahren und da Steffi bekanntlich keine Frühaufsteherin ist, kamen wir leider erst gegen Mittag im Wellness-Tempel an. Die Kinder waren bei meinem Mann bestens versorgt, die Tasche bereits seit 7.15 Uhr gepackt, ich war also mehr als bereit für das Entspannen-auf-Zeit. Und so bestellte Steffi mit einem großen Grinsen „Zweimal relaxen all-inclusive“ bei der freundlichen Empfangsdame, dazu einen Leih-Bademantel, da sie ihren in der „Hektik des Morgens“ vergessen hatte. Ich kommentierte das nicht, denn ich hatte beschlossen, dass an diesem Tag nichts und niemand mein Relax-Glück mindern würde.
Als wir in die Umkleidekabine kamen, wollte ich beinahe reflexartig wieder rückwärts raus, denn in diesem kleinen Raum waren es nicht nur gefühlte 45 Grad, natürlich ohne Fenster bei völlig diffusem, schwachem Licht, es wimmelte auch noch vor laut schnatternden Frauen, die versuchten gegen das immense Föhngeräusch anzukommen. `Tief durchatmen´, dachte ich und sagte mir mein Credo vom Relax-Glück noch einmal auf. Inzwischen war es bereits 13.52 Uhr und Steffi tippte mahnend auf ihre Uhr, denn in exakt 8 Minuten sollte die „Entspannungsreise im Beduinenzelt“ beginnen. ´Ach Herrjeh“, dachte ich, da wird mein Vorhaben aber heute ganz schön unter Beweis gestellt. Aber als ich in meinen wunderbar flauschigen, frisch duftenden Bademantel schlüpfte, die Haare rasch zu einem lockeren Knoten drehte und mit den neuen Zehentrennern an den Füßen Richtung Kabinenausgang ging, da machte sich in mir ein wohlig-entspanntes Gefühl breit und ich blendete all die negativen Impulse einfach aus.
Mit Blick auf meine Füße und den abgeblätterten Lack, wollte ich Steffi gerade fragen, ob wir uns denn nicht auch eine schöne Pediküre gönnen sollten und da musste ich plötzlich schallend lachen: Steffis „Leih-Bademantel“ war scheinbar in XXL, was bei einer Körpergröße von 1.60 m aussah, als habe sie ein Frottee-Monster verschluckt. Mein Lachen steckte sie an, was die Szene noch komischer machte. Und als wir uns die Bäuche hielten, die Tränen wegwischten und feststellten, dass wir die „Entspannungsreise“ anscheinend verpasst hatten, sagte Steffi: „Was soll´s, Lachen entspannt schließlich auch!“ Ich hakte mich unter in den Berg aus Frottee und wir gingen fröhlich los auf unsere ganz persönliche, unkonventionelle Entspannungsreise.
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