Mein Mann und ich arbeiten zu Hause im „Schichtdienst“: Mal muss er nachts raus und die Kinder versorgen, ich wiederum übernehme dann die Morgenschicht, oder umgekehrt. Am vergangen Samstag stand auf meinem Schichtplan der Nachtdienst eingetragen und die Kinder hatten von Pippi-Durst-Alptraum-MamaHandHalten wirklich die gesamte Bandbreite genutzt, warum ich denn unbedingt zu ihnen ins Kinderzimmer musste. Als Lotte dann um 6.15 Uhr in ihrem zarten Stimmchen durchs Babyphone verkündetet, sie wäre dann bereit zum Aufstehen, war ich heilfroh, dass ab 6 Uhr der Frühdienst meines Mannes startet.
Ich drehte mich noch einmal genüsslich um und kuschelte mich in die noch gestern frisch bezogene Bettwäsche: 100% wunderbar weiche Mako-Baumwolle im hübschen Karomuster versüßte mir so den Morgenschlaf. Und ob Sie´s glauben oder nicht, ich träumte tatsächlich von einer Baumwoll-Plantage, durch die ich im fernen Ägypten in einem luftigen, weißen Kleid umherlief. Barfuß fühlte ich die feuchte Erde unter meinen Füßen und berührte beim Vorbeigehen die flauschigen Wattebäusche der üppigen Pflanzen. Da entdeckte ich zwischen den hübschen Reihen einen ägyptischen Adeligen und wie ferngesteuert rief ich: „Mako, altes Haus, du auch hier?“ Das war wirklich mehr als skurril, denn Mako el-Orfali war es, der im 19. Jahrhundert in seinem Garten die Baumwollpflanze entdeckte und seinem Land dadurch zu Wohlstand und Reichtum verhalf.
Und gerade als mein offensichtlich alter Freund Mako seine Hand zum Gruß hob, flog ein Lasso durch die Luft und wickelte sich um das adelige Handgelenk. Auf einem wunderschönen, schwarzen Pferd kam plötzlich ein Indianer angeritten, der mit einem starken spanischen Akzent rief: „Finger weg von meiner Baumwolle!“
´Huch, das mag doch wohl nicht ein großes Missverständnis sein und wir befinden uns nicht etwa in Ägypten, sondern in Kalifornien?´, dachte ich. Dort wächst nämlich sozusagen die Konkurrenz von Mako-Baumwolle, die Supima-Baumwolle, die einst von einem peruanischen Indianerstamm in Arizona kultiviert wurde.
Ich sollte den Ausgang dieser Szene nie erfahren, denn gerade als ich etwas Beschwichtigendes sagen wollte zu den beiden Streithähnen, zog etwas an meinem Handgelenk. Ich öffnete die Augen und anstelle Makos Hand, befand sich die meine in einem Lasso gefangen. Der kleine Indianer Otto war mal wieder auf Räuberjagd und ein tief schlafendes Opfer kam ihm natürlich sehr gelegen. „Guten Morgen, Mama“, rief er, kroch weiter zu mir hoch und legte sich neben mich auf das Kopfkissen. „Ach, ist das gemütlich bei dir“, sagte er und kuschelte sich zu mir. Als dann noch Lotte auf das Bett kletterte und auf ihrem Popo sitzend herumhüpfte, war ich wieder vollends in der Realität angekommen und lachte innerlich über die merkwürdige kleine Szene irgendwo im Baumwoll-Feld..
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