Der Herrenslip im Wandel der Zeit

Liebe Wäschedamen, werte Wäscheherren,

meine Nichte Lea bat mich kürzlich um eine Wäscheempfehlung für ihren Freund. Geplant sei ein Wochenend-Ausflug in die Berge und im Falle von kühlen Temperaturen sei Johannes, wie der junge Mann heißt, auf der Suche nach geeigneter Unterwäsche.

„Lange Unterhosen finde ich uncool“, sagte das Mädchen. Ob es denn nicht eine modernere Variante gäbe.

„Liebes Kind“, antwortete ich. „Lange Unterhosen müssen nicht altmodisch sein. Es gibt durchaus zeitgemäße Hosen oder auch Long Johns genannt, die wärmend und flott zugleich sind.“ Der Begriff Long Johns gefiel ihr sichtlich und ich zeigte ihr sogleich in einer Broschüre eine lange Herrenunterhose von Revival, die ihr in maskulinem Blaumelange besonders zusagte.

„Du hast Recht, Tantchen“, sagte sie. „Die sind zwar traditionell, aber echt cool. Johannes werden die Long Johns bestimmt gefallen.“

Es war schön anzusehen, wie sich die junge Generation immer noch über diese wahren Wäsche-Originale erfreuen konnte. Dabei war es früher durchaus üblich lange Herrenunterhosen zu tragen, selbst in den Sommermonaten. Um 1880 herum kamen die ersten Herrenunterhosen auf den Markt. Vorher pflegten Herren lediglich ein Unterkleid zu tragen, das mit einem langen Schößchen um die Beine geschlungen wurde. Vor dem Hintergrund neuer hygienischer Standards fand nach und nach die lange Unterhose aus gewirkter Baumwolle Einklang.
In den 1930er Jahren wurden erstmals kurze Unterhosen angeboten. Gewirkte Kunstseide mit einem elastischen Bund war damals revolutionär, da auf Knöpfe und Bänder völlig verzichtet werden konnte. Ebenso neu: der Eingriff in Form eines Hosenschlitzes.

lange Unterhosen für Herren - am liebsten von SCHIESSER!

Die Kunstseide jedoch war lediglich eine kurzweilige Modeerscheinung für den Herren und wurde nahezu gänzlich von Fein- und Doppelripp aus Baumwolle abgelöst. In den 1950er Jahren galt der weiße Feinripp-Slip als ideale Unterwäsche-Kleidung für den Herren. Die neuen Baumwollslips waren kochfest und mussten nicht gebügelt werden, das Knopfannähen entfiel auf Grund von modernen Gummibund-Varianten. Somit waren sie nicht nur für die Herrenwelt an sich, sondern auch für die Damen ein Geschenk des Himmels. Denn die Ehefrauen verantworteten in dieser Zeit gänzlich die Wäschepflege.

Im Laufe der 1950er Jahre kehrte die lange Unterhose wieder in die Läden ein und wurde neben der halblangen Variante zur Alltagswäsche. Kurze Unterhosen dienten ab den 1960er Jahren vornehmlich als Sportbekleidung, bevorzugt in synthetischen Qualitäten wie Nylon und Lycra.

Das, was bis Beginn des 20. Jahrhunderts farbig und gestreift war, wurde lange Zeit durch das Ideal von reinem Weiß abgelöst. Erst ab den späten 1960er Jahren gewann die Herrenwäsche wieder an Farbe. Der moderne Herr galt als dynamisch, zeitgemäß und trug seine Unterwäsche wieder in kurzer Form. Sie sollte in Beruf, Freizeit und Sport gleichermaßen dienen, komfortabel und praktisch.

Chemische und natürliche Fasern wurden in den 1970er Jahren zunehmend gemeinsam verarbeitet und durften ab 1980 durchaus gewagter, erotisierter und emotionaler interpretiert werden. Boxershorts, Rio-Slips und auch Pants erfreuten sich großer Beliebtheit, gerne körpernah und mehrfarbig. Unterwäsche galt nun nicht mehr nur der reinen Zweckmäßigkeit, sondern wurde mit breiten Elastik-Bunden namhafter Hersteller zum sichtbaren Accessoire in der Männermode.

Boxershorts für Herren - von klassisch bis zu leger!

Bei diesem Auf und Ab mag es mir doch wie ein kleines Wunder vorkommen, dass die lange Unterhose auch noch heute ihren Weg in die Läden gefunden hat. Wunderbar, dass die Jugend sich einer nahezu unbegrenzten Angebotspalette erfreuen kann: Ganz nach Gusto darf es traditionell sein, praktisch oder modisch. Und manchmal sogar alles in einem Wäschestück vereint, wie es im Falle der Long Johns von Revival der Fall ist.

Lea dankte mir für meinen Ratschlag und für den kleinen Herrenwäsche-Exkurs. Die lange Unterhose trägt Johannes im Übrigen ausgesprochen gerne. Selbst als Nachtwäsche oder beim winterlichen Spaziergang an der frischen Luft ist sie ihm ein treuer Begleiter. Wie sagte Lea so schön? „Ein echtes Lieblingsstück!“

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Fräulein Malwine

Fräulein Malwine

Unser Fräulein Malwine ist eine wahre Schiesser-Legende und leidenschaftliche Wäsche-Närrin! Als eine Dame von Welt erzählt sie uns regelmäßig von ihrer langjährigen Erfahrung im Hause Schiesser, gibt Tipps und Tricks weiter, beantwortet Fragen, kurz: sie plaudert schlichtweg aus dem Wäschekästchen. Liebenswert, auf charmante Weise antiquiert und absolut lesenswert!

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