Mystische Hügel

Noch im Flugzeug auf der Rollbahn in Los Angeles hatte ich gemischte Gefühle. Ein großer Teil der Reise lag hinter mir und es ging Richtung Heimat. Ich hatte noch grob einen Monat Zeit, um von Schottland nach Hause zu kommen. Ich wusste, dass es nicht einfach werden würde, wenn ich diese Strecke mit dem Rad schaffen wollte. Es war sportlich und es gab viel zu sehen. Nach einem beinahe verpassten Anschlussflug landete ich schließlich nachmittags in Edinburgh. Ich stand am Gepäckband und plante schnell mein Rad zu montieren und einen geeigneten Platz zum Schlafen zu suchen, es war ja noch früh am Tag. Doch als ich der letzte am Gepäckband war und keine Koffer mehr kamen, stand ich da wie bestellt und nicht abgeholt. Ich hatte immer gehofft, dies nicht erleben zu müssen. Als ich bei dem Bodenpersonal nachfragte, wo meine zwei Gepäckstücke wären, erhielt ich nur die Antwort: Eins ist noch in London und kommt erst in ca. drei Stunden und das andere kann sie nicht im Computer finden. Umpf! Die Dame war sehr nett, doch ich war platt. Sie bot mir an, mein Gepäck ins Hotel nachzuschicken, welches Hotel? Drei Stunden warten ist nicht toll, aber dass ein Gepäckstück, welches wie auch immer, garnicht bekannt ist, schockte mich. Um die Geschichte abzukürzen: Meine Ausrüstung und Kleidung kamen nach drei Stunden, mein Rad kam nach weiteren zwei Stunden und der Karton sah ziemlich demoliert aus. Glücklicherweise war das Rad, abgesehen von kleineren Defekten, heile. Ich montierte mein Rad am Gepäckband, packte mein Zeug und verlies um Mitternacht den Flughafen. Nach einer kurzen Runde um den Block machte es jedoch wenig Sinn, jetzt noch nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Ich also zurück zum Flughafen, ein Bier gekauft und am Ende neben dem Gepäckband geschlafen.

Nach ca. drei Stunden Schlaf weckte mich das anlaufende Gepäckband und der um mich kreisende Herr auf der Putzmaschine. Ja, ich weiß, es gibt bestimmt bessere Plätze, um am Flughafen zu schlafen, aber ich war nicht der Einzige. Im Flugzeug hörte ich in einem Film einen Song, der mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Der Song war schnell auf meinem Mobiltelefon und so hörte ich „Seabird, Seabird, Seabird fly home…“, während ich mit dem Sonnenaufgang ins Zentrum von Edinburgh fuhr. Es war verdammt kalt und regnerisch, klar, ist ja typisch schottisch. Ich merkte jedoch sofort den größten Unterschied zu Amerika, den Tag zuvor noch in Los Angeles und nun im „alten“ Europa. Man konnte die reichhaltige Geschichte dieser Stadt quasi riechen und sehen. Alte Burgen, enge Gassen, Kopfsteinpflaster, Statuen, das volle Programm eben. Im Vergleich zu Los Angeles, der Hochburg des Konsums und Kapitalismus, genoss ich die planlose Fahrt durch die engen Straßen. Auch Edinburgh hatte coole Kaffeeröstereien zu bieten, in denen ich meine Vorräte aufstockte. Ich blieb noch weitere zwei Tage in Edinburgh und schlief auf einem Campingplatz in der Nähe der Stadt. Ich besuchte mal wieder viele Radläden und lies mein leicht verbogenes Hinterrad richten. Die Stadt faszinierte mich und ich besichtigte historische Stätten trotz des ausgiebigen Dauerregens.

Der erste Tag in einem neuen Land war wieder aufregend, ich musste mich erstmal wieder an den Linksverkehr, die engen Straßen ohne Seitenstreifen und den durchaus aggressiven Fahrstil der Schotten gewöhnen. Es ging gleich auf und ab durch die schottischen Hügel Richtung Perth nach Norden. Bevor ich nach Süden Richtung Heimat fuhr, wollte ich einmal die schottischen Highlands sehen und, wenn es klappt, auch Loch Ness. Das Wetter war für schottische Verhältnisse echt gut. Da meine Reisekasse ziemlich leer ist, galt es Geld zu sparen wo es geht. Meine kaputten Pedale knarzten und knackten, doch fuhr ich weiter und gewöhnte mich daran. Wildcampen war legal, also hieß es jeden Tag fahren bis die Lust vergeht, die Beine streiken oder es später als 18:00 Uhr war. Meistens wurde es letzteres. In Perth bekam ich einen Tipp von einem ziemlich netten Verkäufer im örtlichen Outdoorladen. Er verriet mir einen guten Platz zum wilden Campen an einem kleinen Loch (See). Normalerweise ging es aber ab 18:00 Uhr auf die Suche nach einem geeigneten Platz zum nächtigen, irgendwo im Wald, am See oder auf einem Feld. Es war perfekt, so konnte ich etwas Geld sparen und gleichzeitig die einzigartige Natur Schottlands genießen. Am nächsten Tag war es dann schon soweit, nach einer echt britischen Teepause ging es hinein in das Herz der Crainmore Highlands. Ich war extrem beeindruckt von der idyllischen Szenerie, die Landschaft sah aus wie gemalt und, bis auf die Schafe, war ich so gut wie alleine. Ich fuhr in Gedanken versunken einfach immer weiter. Bis dann die erste vier Kilometer lange 12% Rampe kam. Ich ächtzte nach oben und war so langsam, dass ich bereits während der Fahrt Bekanntschaft mit den berüchtigten schottischen Midgets machte. Ätzend, wenn Millionen beißender Minifliegen kommen, in Nase und Ohren kriechen und man den Lenker halten muss, um nicht umzukippen. Direkt nach Passhöhe fand ich einen exzellenten Platz mit wahnsinns Aussicht. Doch als ich mein Zelt aufbaute und von Milliarden Midgets angegriffen wurde, ich in Insektenspray badete, es aber dennoch nichts brachte, beschloss ich wieder zu packen und einen windigeren Platz zu suchen. Starker Wind ist das einzige Mittel gegen Midgets, diesen Tipp bekam ich von einem Rennradfahrer, der mich wild um mich schlagend sah. Normalerweise würde man sein Zelt nicht mitten auf freier Fläche auf eine Hügelkuppe stellen, aber jeder, der Midgets schon mal am eigenen Leib erlebt hat, versteht das. Der Abend mit einem selbst gemixten Whiskey Sour alleine am dunklen Berg war echt magisch. Ich saß auf einem Stein, blickte ins Tal und genoss den Whiskey, den ich zuvor noch in einer Destilliere kaufte. Diese Stille und Weite, selbst bei finsterer Nacht ein echtes Erlebnis. Am Morgen war es leider windstill und die Midgets freuten sich über den einzigen Menschen weit und breit. So hatten wenigstens die Midgets ein gutes Frühstück. Gleich im nächsten Dorf kaufte ich ein Moskitonetz, um zumindest im Gesicht Ruhe zu haben.

Nachdem ich das kleine Dorf inmitten der Highlands verlies, wurde der Rest des Tages zum härtesten der gesamten Tour. Ich habe noch nie so steile Rampen erlebt. Die Hügel sind meist nur 600m hoch, doch die Straße, 12 – 20% steil, führt einfach gerade hinauf, ohne Kurven, ohne Serpentinen. Ich kämpfte den ganzen Tag, schob mein Rad zwei Kilometer eine 20% Rampe hinauf und war nach dem vierten Hügel platt. Ich merkte, dass meine Beine bei der Beladung nicht mehr als 14% schaffen und selbst die kroch ich nur im Schneckentempo hinauf. Nach jedem erkämpften Hügel ging es dann gleich wieder runter, um gleich am Fuß des nächsten Hügels zu stehen. Es war zermürbend, das Einzige, was mich am Fahren hielt, war die malerische Landschaft. Ich hoffe, man kann es auf den Fotos sehen, die Landschaft war irgendwie magisch. Neben diesem monotonen Grün und Gelb waren die Hügel und Wiesen durchsetzt mit Lila flecken. Die schottische Heather stand in voller Blüte und so sah die Landschaft eher aus wie ein Gemälde. Es ging durch kleine Wälder, durch eine steppenartige Landschaft auf Hügel hinauf, von denen man über ein lilafarbenes Meer blicken konnte. Ich hielt in kleinen Teestuben mitten auf dem Land, in diesen Stuben sah es oft so aus, als wäre man in einem Puppenhaus, in dem die Zeit still zu stehen schien. Als ich fast schon wieder draußen aus den Crainmore Highlands war, sah ich ein Schild „Hostel mit Campingplatz“. Der einzige Grund, hier einen offiziellen Campingplatz aufzusuchen, ist eine warme Dusche und vielleicht Akkus laden. Die Outdoor-Dusche in einem kleinen Wald war göttlich. Den Abend verbrachte ich gemeinsam mit einer englischen Familie am Lagerfeuer.

Als ich das Gröbste hinter mir hatte, ging es nach Inverness an den Loch Ness, eine wunderschöne Strecke mit kleinen Abstechern in Whiskey Destillerien. Ich hatte es geschafft, ich tauchte mein Vorderrad tatsächlich in den Loch Ness. Die Sonne schien und ich genoss den Ausblick über den See. Am Abend traf ich zwei junge Schotten, die am gleichen Platz angelten und zelteten, an dem auch ich mein Zelt aufschlug. Direkt am Ufer, direkt am Loch Ness. Das berühmte Monster konnte ich zwar nicht entdecken, doch luden mich die zwei Jungs zu Burger und Bier ein und es wurde ein langer und lustiger Abend, an dem so manches Vorurteil und Schubladendenken diskutiert wurde. Loch Ness war der Wendepunkt, von hier aus ging es Richtung Süden, Richtung Heimat. Ich musste nun vermehrt an Zuhause denken, ich freute mich auf den Tag, an dem ich mit dem Rad durch die bekannten Gefilde fahren und letztlich Familie und Freunde wiedersehen würde. Doch zwischen mir und der Heimat lagen noch einige Kilometer. Es ging entlang des Loch Ness Richtung Fort Williams, dem regenreichsten Ort Schottlands. Ich musste wieder mal zahlreiche steile Rampen erklimmen. Die Sonne schien und die Route machte einen Schwenk durch die am See angrenzenden Hügel. Ich fuhr entlang einer Vielzahl kleiner Seen, in denen sich die wenigen Wolken spiegelten. Es passte alles an diesem Tag, ich genoss es so sehr, dass ich bei der Abfahrt runter zum See in den Schotter am Straßenrand geriet und mich ablegte. Ich weiß nicht wie, es passierte so schnell, doch stand ich plötzlich auf der Straße, mein Rad fünf Meter hinter mir auf dem Boden liegend und ich war unversehrt. Ich musste lachen, ich wusste nicht, wie das so glimpflich ausgehen konnte. Ab Fort Augustus wich ich auf Forstwege aus und fuhr durch tiefe Wälder. Die Forstwege waren echt grob und ich musste nicht nur einmal schieben. Als ich mich mit einem Pärchen unterhielt, welches in entgegengesetzter Richtung unterwegs war, hatten wir alle die gleiche Frage: Wird es noch schlimmer? Da war uns allen klar, ok, es wird zumindest nicht einfacher. Trotz der Anstrengung sind die Forstwege und Trails besser als die Fahrt auf der Straße, der Verkehr hier ist höllisch. Es gibt keinen Seitenstreifen und, wenn es einen Radweg gibt, ist der eher für Full-Suspension-Mountainbikes geeignet. Die Straßen am Rand sind rau und durchsetzt mit Schlaglöchern. Wenn man auf Seitenstraßen ausweicht, sind diese oft „Single Track Roads“, keine vier Meter breit eine Spur für beide Richtungen. Die Leute hier sehen dennoch keinen Grund, mit weniger als 100 km/h an einem in 40 cm Abstand vorbei zu rauschen. Naja, ich kämpfte mich also nach Fort Williams und schlief an einer Schleuse zwischen zwei Seen.

Den nächsten Tag regnete es aus Kübeln und ich wartete bis zum Mittag, als es etwas nachließ. Ich musste an diesem Tag eine viel befahrene Hauptstraße in die Westhighlands hinein nach Glencoe nehmen, ausgerechnet an einem Wochenende. Alternative Routen nach Glasgow hätten ca. vier Tage länger gedauert. Diese vier Tage hatte ich leider nicht mehr, ich wollte sowieso nochmal mitten durch die Highlands fahren. An diesem Tag wurde ich wütend und gestikulierend beschimpft, sah so einige Stinkefinger und wurde fast immer schnell und nah passiert. Selbst bei Gegenverkehr quetschten sich die Leute an mir vorbei und bremsten nicht mal, man fühlt sich wie ein Wasserball auf stürmischer See. Bei diesen Verhältnissen erschien der Anstieg zum Pass gerade zu einfach. Es machte mich wütend, doch kaum war ich wieder inmitten der Highlands, verflog die Aggression und ich bewunderte eher die Landschaft als dass ich ein Auge für den Verkehr gehabt hätte. Auf Passhöhe fand ich schließlich einen atemberaubenden Platz auf einem Hochplateau mit weitem Blick über eine Ebene gespickt mit Seen und umrahmt von grüngelben Hügeln. Es war wieder eine dunkle, einsame aber wunderbare Nacht in den Bergen. Ich positionierte mein Zelt so, dass ich aus der Tür über die Ebene schauen konnte. Es war perfekt, diese Nächte, die Highlands werde ich so schnell nicht vergessen. Nach einer langen Abfahrt ging es entlang des Loch Lomond bis kurz vor die Tore Glasgows. Ich realisierte, dass man in einer Stadt nur schwer wild zelten kann. Ich sah mich schon auf einer Parkbank, in einer Toilette, am Bahnhof oder Flughafen schlafen. Doch freundlich fragen ist meist die bessere Alternative. Ich sah eine Chance, als ich einen kleinen ruhigen Hafen an einer Schleuse sah. Es lagen Hausboote in einem abgesperrten Bereich und eine kleine Landzunge ragte in den Fluss. Ich setzte mich auf eine Bank etwas abseits und geschützt durch Bäume, trank meinen Cider und wartete bis die Sonne unterging, um mein Zelt aufzubauen. Da kam der verantwortliche Security auf mich zu, er hatte ein blaues Auge und sah ziemlich verprügelt aus. Ein Fussballfan, wie sich herausstellte. Von solch einer Reise erzählen zu können, hilft sicherlich, er war begeistert und hatte nichts dagegen, dass ich mein Zelt nur für eine Nacht aufschlug. Ich sollte nur vor 6:00 Uhr verschwinden, sein Chef sollte am besten nichts mitbekommen. Gesagt getan, früh morgens ging es also rein nach Glasgow. Ich fand die Stadt nicht wirklich schön, mit den Vororten ist es ein riesiger städtischer Sumpf. Da meine Pedale begannen sich aufzulösen, nutzte ich die Chance, kaufte neue Pedale und machte mich gleich wieder auf den Weg. Es kostete mich ca. 70 Kilometer, um wieder auf dem Land zu sein, nach weiteren 50 fand ich einen Campingplatz und genoss meine erste Dusche seit fünf Tagen. Wow, die einfachen Dinge sind doch die besten!

Nach ca. zwei Wochen in Schottland fuhr ich letztlich ins nächste Land, England. Ich hatte keinen genauen Plan, wusste aber, dass ich den Lake District, „The Dales“ und Yorkshire sehen wollte. Ich wusste, die Zeit würde nicht reichen, um ganz England bis Dover zu durchqueren. Also dachte ich immer mal wieder über mögliche Alternativen nach, fuhr aber erstmal los. Ich war schnell im Lake District inmitten einer Aneinanderreihung von steilen Rampen. 12, 14, 16 und sogar 20 Prozent Steigung, es war echt hart. Die ländliche Idylle Englands entschädigte etwas. Alte Burgen, viele Schafe und kleine verträumte Nester. Die einspurigen Mini-Straßen, eingerahmt durch Steinmauern, führten durch Weideland, man fuhr mitten durch Schafherden und schloss hinter sich das Gatter. Ich hoffte, dass mich die Schafe mit ihren Hörnen nicht vom Rad kicken würden. Als ich im Herz des Lake Districts ankam, fand ich mich inmitten eines kleinen Dorfes wieder, was zu großen Teilen aus Outlets bestand. Es war schon etwas surreal. Wildes Zelten ist in England nicht erlaubt, normalerweise kein Hinderungsgrund, doch ist es in England schwer, einen freien abgelegenen Platz zu finden, der nicht durch Mauern oder Zäune abgeriegelt ist. Die Alternative in England heißt Zelten auf dem Bauernhof. Es gibt zwar offizielle Campingplätze, diese sind aber meist nicht gerade günstig. Auf den Bauernhöfen hingegen konnte man einen günstigen Platz auf einer Wiese finden. Klar, die Ausstattung war eher spartanisch, doch hatte es Charme. Ich hatte mir vom Lake District mehr erhofft, zum Wandern hatte ich keine Zeit mehr und die Täler und kleinen Städte waren eher durch Shoppingtourismus geprägt. Also ging es gleich zügig weiter in die Dales, die direkt neben dem Lake District liegen. Die Dales entsprachen schon eher meinem Geschmack, es wurde wieder ländlicher, weniger touristisch. Wieder befand ich mich inmitten grüngelber Hügel bei bestem englischem Wetter. Die Route durch ein Seitental war perfekt, kleine Bauerndörfer, alte Kirchen und viel Natur. Ich fuhr bis zum Ende des Tals und kämpfte mich schließlich hoch auf das Dach der Dales. Oben angekommen, empfing mich Regen, der mir in Böen ins Gesicht peitschte. Ich stand da, war eh schon klatschnass und machte eine Pause, um den Ausblick zu genießen. Genau für diese Momente, die man so schwer in Worte fassen kann, lohnen sich die Strapazen. Trotz tosenden Elementen ist es ein Moment der Stille, der Puls verlangsamt sich, der Blick geht in die Ferne und es tritt ein unglaubliches Gefühl der Zufriedenheit ein. Es ist, wie schon das ein oder andere mal erwähnt, magisch.

Ich genoss die Zeit in den Dales und in Yorkshire, die kleinen Straßen und Dörfer, die Teehäuser und Fish&Chips. Das Klischee passte irgendwie. Als ich nach Harrogate kam, musste ich eine Entscheidung treffen. Leider rannte mir die Zeit davon und die Distanz zur Heimat war immer noch groß. Ich hatte alles gesehen, was ich mir vorgenommen hatte, natürlich gab es im südlichen England noch viel zu sehen, doch hätte ich kaum Zeit gehabt, es zu genießen oder wirklich das Land kennen zu lernen. Ich entschloss mich also, über York nach Hull an die Küste und von dort mit der Fähre nach Rotterdam zu fahren. Das ländliche England gefiel mir sehr gut, doch wurde es hektischer und voller, sowohl auf den Straßen, als auch in den Städten. Bereits Sophie, die ich in Washington traf, warnte mich vor der dichten Besiedelung des südlichen Englands, ihrer Heimat. England bietet keine wirklich gute Infrastruktur für Tourer. Die Zeit der einsamen Weite Kanadas, die Fahrten durch Regenwälder oder dünn besiedelte Gegenden war vorbei. Europa ist nun mal ziemlich dicht besiedelt. Dennoch wollte ich wenigstens in den Genuss von Fernradwanderwegen kommen. Aus der Erfahrung der vergangenen Jahre wusste ich, dass die Infrastruktur in Benelux und Deutschland besser ist. Ich ging es also ruhiger an und besichtigte York und den sehenswerten historischen Stadtkern. Auf dem Weg nach Hull wusste ich, dass meine Entscheidung richtig war. Das Verkehrsaufkommen war extrem, ich verirrte mich sogar auf eine Art Autobahn. Auf dem Seitenstreifen zitterte ich ums Überleben und hoffte, dass die nächste Ausfahrt möglichst bald kommen möge. Verzweifelt suchte ich nach einer geeigneten Route. Ich versuchte es mit Seitenstraßen, was die Navigation deutlich erschwerte. Ich kam zehn Minuten bevor der Ticketschalter schloss völlig entnervt an der Fähre an. Ich konnte gerade noch auf die Fähre und stand schließlich mit einem verdienten Feierabendbier an Deck, sah der Sonne beim Untergehen zu und blickte zurück auf England und die vergangenen Wochen und Erlebnisse. Bereits am nächsten Tag würde ich nach 5,5 Monaten wieder das Festland von Europa betreten. Schon in den USA stellte ich mir vor, nicht wie bei den vergangenen Touren mit dem Flugzeug oder dem Zug nach Hause zu kommen, sondern mit dem Rad. Ich stellte mir vor, was das wohl für ein Gefühl wäre nach so langer Zeit mit dem Rad über bekannte Routen bis vor die Haustür zu fahren. Dieses Ziel rückte nun in greifbare Nähe.

Dennis

Dennis, 36 Jahre alt, hat sich eine ganz besondere Fahrradtour vorgenommen: Für sechs Monate fährt er mit dem Rad um die halbe Welt. Von Neuseeland, Kanada über die USA bis hin nach Europa erkundet er auf zwei Rädern verschiedenste Länder, reist durch extreme Klimazonen und genießt unvergessliche Momente. Sein ständiger Begleiter: SCHIESSER! Sowohl in Extrem-Sportwäsche auf dem Rad als auch in gemütlicher Loungewear am Lagerfeuer statten wir ihn rund um die Uhr mit unseren Lieblingsstücken aus und freuen uns auf neue Abenteuer-Berichte!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Folge un auf Instagram